Alles über die Geschichte der Maltesischen Inselgruppe: Von der Megalithkultur der Jungsteinzeit über die Einflüsse von Phöniziern, Karthagern, Römern und des mächtigen Johanniterordens bis hin zur Britischen Kronkolonie und der heutigen, zum Commonwealth gehörenden Republik Malta.
Das heutige Gesicht Maltas
Die Republik Malta
Seit 1974 ist Malta eine unabhängige Republik, die dem Commonwealth angehört. Durch die Lage nahe der arabischen Welt unterhielt Malta lange Zeit gute Kontakte vor allem nach Libyen. Doch in der Zwischenzeit ist Malta nach Europa orientiert. Die Inselgruppe ist seit 1.5.2004 Vollmitglied der EU und seit 1.1. 2008 Mitglied der Europäischen Währungsunion.
Malta hat – zusammen mit Gozo und Comino und ein paar unbewohnten Inselchen – eine Fläche von über 310 Quadratkilometern, etwa 403.000 Einwohner und besitzt mit fast 1300 Einwohnern pro Quadratkilometer die höchste Besiedlungsdichte Europas. Die Hauptstadt der Republik Malta ist Valletta, wo auch die meisten Menschen leben.
Die Hauptinsel Malta ist nur etwa 27 km lang und 14 km breit, Gozo ist ca. 14,5 mal 7 km groß. Das kleine Inselchen Comino liegt zwischen den beiden großen Inseln und misst ca. 2,5 mal 3 km. Berge findet man auf der Insel nicht, die höchste Erhebung ist 250m. Allerdings bedeutet das auch, dass die Insel keine Flüsse besitzt und daher alles Wasser entweder in Zisternen aufgefangen, entsalzt oder mit Tankschiffen angeliefert werden muss.
Die maltesische Sprache stammt aus dem Maghrebinischen, einer arabischen Sprache, ist jedoch mit vielen italienischen Fremdwörtern durchsetzt. So ist auch die Kultur der Malteser eine interessante Mischung aus arabischen, britischen und italienischen Kulturelementen. Die Malteser sind ein Mittelmeervolk mit italienischen und arabischen Wurzeln, 93% der Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an.
Wirtschaftlich lebt das Land vor allem vom Tourismus und von Exportgütern (Elektronik, Kunststoff, Textilien, Spielsachen). Fischfang ist auf Grund der Überfischung im Mittelmeer eher unbedeutend, die Landwirtschaft ist wegen der fehlenden Wasserquellen nicht so stark ausgeprägt.
Geschichte einer Inselgruppe zwischen Europa und Afrika
Die Megalithkultur der Jungsteinzeit
(5000 v. Chr. bis 2000 v. Chr.)
Die archäologischen Forschungen auf Malta ergeben Verblüffendes: Die ältesten Bauwerke der Erde sind nicht, wie lange Zeit angenommen, die Pyramiden von Giseh, sondern die Megalith-Tempel auf Malta. Man schätzt, dass sie wenigstens 500, vielleicht sogar 1000 Jahre älter sind als die ägyptischen Pyramiden.
Riesige Steine wurden hier mit primitiven Mitteln zu gewaltigen Tempeln mit kleeblattförmigen Grundrissen aufgeschichtet. Man vermutet, dass die vielen geheimnisvollen Schleifspuren auf der Insel auf die einfachen Gleitkarren zurückzuführen sind, mit deren Hilfe man die behauenen Steinblöcke transportiert hat.
Die Spuren dieser friedlichen, matriarchaisch orientierten Kultur, teilweise in noch erstaunlich gutem Erhaltungszustand, kann man heute auf Schritt und Tritt auf den Inseln finden. Sie enden jedoch jäh um 2000 v. Chr. und man rätselt noch heute, ob dies die Folgen einer Epidemie waren oder ob fremde Eroberer die Bevölkerung der Insel so auslöschte, dass sie Jahrhunderte lang nahezu unbesiedelt blieb.
Phönizier, Karthager, Römer & Co.
(etwa 1500 v. Chr. bis 1530 n. Chr.)
Etwa 3000 Jahre lang sah Malta aufgrund seiner zentralen Lage im Mittelmeer viele Besatzer kommen und gehen. Zuerst kamen die Phönizier (ca. 850 v. Chr.), dann die Karthager (um 600 v. Chr.), später die Griechen und dann die Römer (218 v. Chr.). Der Apostel Paulus, der 59 n. Chr. auf Malta Schiffbruch erlitt, bekehrte die Bevölkerung zum Christentum.
Die Araber führten 870 n. Chr. den Islam ein, doch bereits 1090 eroberten die Sizilianer die Inseln und machten das Christentum wieder zur Staatsreligion. Auch im Mittelalter wechselte Malta öfters den Besitzer und gehörte mal den Grafen von Anjou, den spanischen Aragoniern, den Staufern und den Habsburgern.
Durch die häufigen Wechsel der Besatzer konnte sich in all diesen Jahrhunderten kaum eine eigenständige, maltesische Kultur entwickeln.
Die Ritter des Johanniterordens
(1530 bis 1798)
Die von den Moslems aus Rhodos vertriebenen Ritter des Johanniterordens bekamen Malta 1530 von Kaiser Karl V. zum Lehen. Doch bereits 1565 wurde ihre neue Zuflucht erneut von Suleiman dem Prächtigen über drei Monate lang belagert. Zusammen mit einem zur Hilfe gerufenen Heer aus Sizilien konnten die Türken letzten Endes erfolgreich in die Flucht geschlagen werden. Kurz darauf wurde die neue Hauptstadt gegründet, eine stark befestigte Stadt, die zu Ehren des damaligen Großmeisters (Jean Parisot de la Valette) „Valletta“ genannt wurde.
Die über 250 Jahre lange Herrschaft der Ritter brachte dem verarmten Malta eine zweite Blütezeit und verschafften der Insel vielfältige kulturelle und architektonische Impulse. Viele der heute herausragenden Bauwerke stammen aus dieser Zeit.
Doch der wachsende Wohlstand, zusammen mit Disziplinlosigkeit und sinkender Moral, wurde schließlich den Rittern zum Verhängnis. Faul und bequem geworden, setzten sie 1798 dem französischen Feldherrn Napoleon kaum Widerstand entgegen und ergaben sich kampflos. Die Franzosen plünderten Klöster und Kirchen und vertrieben die Johanniter.
Britische Kronkolonie
(1800 bis 1964)
Über die Herrschaft der Franzosen waren die Malteser nicht sehr glücklich und sie begannen sich daher 1800 in einer Revolte gegen die neuen Herren aufzulehnen – unterstützt wurden sie dabei von den Briten. Die französischen Besatzer wurden vertrieben und Malta 1814 eine britische Kronkolonie. Die Briten richteten auf Malta wegen der strategisch günstigen Lage bald den Sitz ihrer Mittelmeerflotte ein und verhelfen Malta zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Malta mit schweren Luftangriffen überzogen. Durch eine Blockade wird die Insel von Nahrungsmittelnachschub abgeschnitten und viele Menschen hungern.
1964 wurde Malta in die Unabhängigkeit entlassen, blieb jedoch eine konstitutionelle Monarchie mit Queen Elizabeth II. als maltesischer Königin und einem Generalgouverneur als Regierungsoberhaupt. Seit 1974 ist Malta eine Republik mit einem vom Parlament gewählten Staatsoberhaupt, aber immer noch Mitglied des Commonwealth. Die mehr als 150 Jahre der britischen Herrschaft prägen die Malteser bis heute.