Dieser große rechteckige Platz, der an allen vier Seiten von Säulenhallen (Stoas) umgeben war, bildete das religiöse, wirtschaftliche und politische Herz der Stadt. An die Stoen schlossen sich sowohl öffentliche Gebäude (z. B. das Paraskenia-Gebäude, an dessen Wänden offizielle Stadtdokumente eingraviert waren) als auch Geschäfte und Lagerhallen an. Auf dem Platz standen die wichtigsten Ehrenmonumente, Denkmale und Altäre der Stadt.
Die ältesten Teile der Agora stammen aus dem 6. Jh. v. Chr., doch die größte Bautätigkeit fand zwischen dem 4. und dem 1. Jh. v. Chr. statt. Ende des 5. Jh. n. Chr. jedoch verlor die Agora ihre Bedeutung und begann zu verfallen.
Vor etwa 50 Jahren begannen Archäologen der Französischen Archäologischen Schule mit den Grabungen, die allerdings bis heute noch nicht komplett abgeschlossen sind.
Das Hauptheiligtum auf der Agora war der Tempel des Zeus Agoraios (Zeus des Marktes), von dem noch Fundamente erhalten sind. Daneben lag das Heiligtum des thassiotischen Athleten Theagenes, der so siegreich war, dass man ihn wie einen Gott verehrte. Außerdem errichtete man den Enkeln des Augustus – Gaius und Lucius Caesar – einen großen Ehrenaltar. Ein weiteres Monument wurde zum Gedenken an eine Seeschlacht gebaut und besitzt eine mit Wellen verzierte Basis in Form eines Schiffsrumpfes. Das Glaukos-Denkmal (7. Jh. v. Chr.) im nordöstlichen Teil ist das älteste Monument der Agora und ehrt Glaukos, Sohn des Leptines, als Helden. Daneben liegt der Durchgang der Theoroi, eine religiöse Prachtstraße, die einst reich mit Altären und Reliefs geschmückt war und an der sämtliche Namen der Magistraten von Thassos (Theoroi) verzeichnet waren.
Folgt man der gepflasterten Hauptstraße, die an der Südecke der Agora beginnt, kommt man zunächst an einer gut erhaltenen Exedra vorbei, die mit Girlanden und Stierköpfen verziert ist. Kurz danach führt links ein schmaler Weg zu einem kleinen Odeion, von dem vier Sitzreihen und die Treppenaufgänge noch erhalten sind.
Lage: Odos Petrou Axioti, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (südlich des antiken Kriegshafens, Eingang an der Westseite des Geländes, beim Archäologischen Museum)